Experteninterview: Guter Schlaf ist nicht selbstverständlich

Licht aus, Augen zu? Ganz so einfach ist es nicht mit der erholsamen Nachtruhe, sagt Ludwig Völk. Und er muss es wissen: Nach eigenen körperlichen Problemen hat er das richtige Schlafen und Sitzen in den Lebensmittelpunkt gestellt – und damit Lähmungserscheinungen erfolgreich überwunden. Im Exklusivinterview erzählt der Experte, warum guter Schlaf durchaus kompliziert sein kann und welche Rolle natürliche Bettsysteme dabei spielen.

Herr Völk, haben Sie heute Nacht gut geschlafen?
Ludwig Völk: Ja, perfekt. Vielen Dank.

Was tut ein Schlafexperte, um besser zur Ruhe zu kommen?
Völk: Zuerst schließe ich den Tag ab und denke an das Schönste, was ich heute erlebt habe.

Wie viel Schlaf gilt für Erwachsene als erholsam?
Völk: Da sind sich selbst die Fachleute nicht einig. Von 5 bis 12 Stunden reicht die Empfehlung. Der Durchschnitt dürfte bei 7 bis 9 Stunden liegen.

Was kann ein Mensch in Sachen Schlaf alles falsch machen?
Völk: Ihm zu wenig Wert beizumessen und zu meinen, guter Schlaf sei selbstverständlich.

Was kann man tun, um morgens ausgeschlafen in den Tag zu starten?
Völk: Dafür sorgen, dass der Schlafraum eine Oase der Harmonie und Ruhe ist. Und den Wecker 10 bis 15 Minuten früher stellen, damit noch Zeit bleibt, um sich in den Tag zu atmen und zu dehnen. Machen Sie es wie eine Katze oder ein Hund: genüsslich gähnen und langsam strecken und dehnen.

Was muss ein gutes Bett leisten?
Völk: Es muss in Breite, Länge und Höhe ausreichend groß sein. Am besten ist es aus unbehandeltem Massivholz, metallfrei und mit so wenig Stoff wie möglich. Empfehlenswert ist überdies ein Einzelbett in der perfekten Ausrichtung, damit die Zimmeröffnungen, wie Fenster und Türen, vom Liegen aus gesehen werden können. Nachdem der Mensch nicht die Form eines Türblattes hat, muss sich das Bett an die Form, die Gefühle und Bedürfnisse des Schläfers oder der Schläferin anpassen. Dazu ist es nötig, dass man den Materialien mechanisch hilft, sozusagen das Maßbett erstellt. Naturhaare und Naturfasern können perfekt mit den Ausdünstungen umgehen, indem sie Feuchtigkeit, also die Hautatmung, und Wärme aufnehmen und abführen.

Welche Faktoren können einen gesunden Schlaf stören?
Völk: Ein zu hartes, zu weiches, zu kurzes Bett. Zu viel Licht und Geräusche. Zu viel Kälte oder Wärme. Offene Zimmertüren, wenn es Haustiere und Kinder in der Familie gibt. Schweres Essen, zu viel Trinken, bis in die Puppen fernsehen oder an Bildschirmen arbeiten.

Was macht ein Naturbettsystem aus?
Völk: Nur wenn ich mehrere Ebenen habe, die sich aufeinander einstellen lassen und an bestimmten Stellen weicher, neutral oder fester veränderbar sind, kann man von einem Bettsystem sprechen. Je feiner die Einstellungsmöglichkeiten, umso komfortabler wird das Bett.

In welchem Bett schlafen Sie selbst?
Völk: Mein Naturbettsystem besteht aus Rollrost, Fußkeilen, einer weichen unteren Federelementlage mit 10 Zentimetern Naturkautschukpolstern und Massivholz-Ergomellen, einer festen oberen Federelementlage mit 10 Zentimetern Naturkautschuk und geteilten Massivholzergomellen, einer
10 Zentimeter weichen Naturkautschukmatratze und einem 5 Zentimeter weichen Naturkautschuk-Topper sowie einem Schafschurwollunterbett.

 

Seit 1983 betreibt Ludwig Völk sein eigenes Studio, in dem er Kunden zum gesunden Schlafen und Sitzen berät. Diese Themen sind ihm ein besonderes Herzensanliegen, nachdem er zuvor an Lähmungserscheinungen litt und auf einen Rollstuhl angewiesen war. 1993 übernahm er die Handelsvertretung von ProNatura in Bayern und Baden-Württemberg. ProNatura erzeugt biologische Schlafsysteme.

Das klingt kompliziert.
Völk: Das hört sich kompliziert an, ja, aber jede Lage wirkt perfekt mit der anderen Lage zusammen und bringt so den perfekten Komfort für mich. Wer es einfacher will, verliert dann auch an Komfort. Und je älter der Mensch wird, umso mehr Hilfe braucht der Körper. Ein Auto ohne Klimaanlage, ohne  Automatikgetriebe, ohne Servolenkung und Bremskraftverstärker, ohne ABS und ohne Airbag oder Sicherheitsgurt würde sich heute keiner mehr kaufen. Nur beim Bett wird zu oft gespart. Welch ein großer Fehler. Wer so denkt, verschenkt damit sehr viel Lebensqualität.

Wo sollte ich zuerst investieren, in eine hochwertige Matratze oder einen hochwertigenLattenrost?
Völk: Es kommt darauf an, was zurzeit genutzt wird. Grundsätzlich gibt es kein „oder“. Wenn beide 10 Jahre und älter sind, sollte immer beides ersetzt werden. Am besten durch ein komplettes Naturbettsystem. Was gerne vergessen wird, ist ein passendes Unterbett. Das gehört dazu, wie eine Unterhose unter der Hose oder unter dem Rock. Und auch die Kopfkissen werden stiefmütterlich behandelt, dabei sind sie so wichtig wie eine gute Matratze. Oft sind es Kleinigkeiten, die das Leben verschönern.

Wie oft sollte man sein Bett neu beziehen?
Völk: Hygiene ist etwas, was Menschen grundsätzlich unterschiedlich betrachten. Das Betttuch und die Bettwäsche werden bei uns wöchentlich getauscht. Das kommt aber auch daher, dass meine Gattin Asthmatikerin ist. Ich kenne Kunden, die wechseln nach Geruch, fühlen sich erst wohl, wenn ihr Bett nach ihnen riecht. Mit Hygiene hat das dann nichts zu tun.

Herr Völk, wir wünschen Ihnen weiterhin einen erholsamen Schlaf!